Ein Team von Archäologen gräbt in der Dordogne (Frankreich) ein Kloster und zwei Burgen aus der Zeit des Hundertjährigen Krieges aus. Zu den Sponsoren gehört auch die amerikanische Firma ITC, deren Geschäfte für die Öffentlichkeit eher undurchsichtig sind. Als bei einem Angestellten von ITC, der in einem Spital in der Wüste von Arizona unter mysteriösen Umständen stirbt, ein genauer Plan des Klosters gefunden wird, der weit über die Erkenntnisse der Archäologen hinausgeht und diesen zugespielt wird, keimt beim Ausgrabungsleiter Edward Johnston Misstrauen. Als dann auch noch eine leitende Angestellte im Grabungsgelände auftaucht und über Dinge spricht, von denen niemand etwas wissen kann, verlangt Johnston Aufklärung.
Wer nichts über die Geschichte weiß, der weiß überhaupt nichts. – Niemand versteht die Quantentheorie.
Zwischen diesen beiden Polen entwickelt sich nun die Handlung des Romans. ITC ist es mittels der Quantentheorie gelungen, eine Zeitreisemaschine zu entwickeln, die Ausflüge in die Vergangenheit ermöglicht. Das Gerät hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: Bei jeder Reise entstehen sogenannte „Transkriptionsfehler“ – Veränderungen an den Reisenden, die sich akkumulieren, sodass die Zahl der Ausflüge begrenzt ist, will man nicht Leib und Leben riskieren. Dennoch geht Prof. Johnston – ohne Wissen seiner MitarbeiterInnen – in die Vergangenheit, genau ins Jahr 1357, als heftige Kämpfe zwischen den englischen Besatzern und einer französischen Privatarmee um genau diese Burgen toben.
Als er sich nach ein paar Tagen bei seinem Team nicht meldet und niemand zu ihm Kontakt aufnehmen kann, schöpft dieses Verdacht. Die Stimmung verschlechtert sich weiter, als die Forscher in den Ruinen des Klosters zwischen anderen Pergamenten ein Blatt in der Handschrift des Professors finden, auf dem er um Hilfe bittet. Die verwendete Tinte stammt aus dem Mittelalter. In unmittelbarer Nähe liegt zudem eine Bifokallinse aus seiner Brille mit klaren Spuren, die ihr Alter in die Zeit des Hundertjährigen Krieges datieren. Damals gab es solche Sehbehelfe allerdings noch nicht.
Genau als den Archäologen vor Ort dämmert, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann, bekommt auch das Hauptquartier von ITC Probleme. Die Techniker haben den Kontakt mit dem Zeitreisenden verloren. Er hat sich nicht an die Vereinbarung gehalten, die Vergangenheit nur zu beobachten, sondern er ist in diese ferne Welt eingetreten. Nun muss eine Rettungsmission geschickt werden. Johnstons Stellvertreter André Marek wählt dazu sich und drei weitere Wissenschaftler aus: den Historiker Chris Hughes, die Architekturhistorikerin Kate Erickson und den Physiker David Stern. ITC stellt zwei erfahrene Zeitreisende als Eskorte, die Ex-Marines Susan Gomez und Victor Baretto.
Ab in die Vergangenheit
Stern springt im letzten Moment ab und verbleibt bei den Physikern von ITC. Die anderen fünf werden ins Jahr 1357 gebeamt. Gomez entdeckt unmittelbar nach der Landung, dass Baretto Waffen aus dem 20. Jahrhundert, darunter auch Handgranaten, bei sich trägt, was strengstens verboten ist. Deshalb ruft sie die Zeitreisemaschine herbei, um Baretto zurückzuschicken. Genau in diesem Augenblick werden sie von einem Trupp Ritter attackiert. Gomez wird geköpft, Marek, Erickson und Hughes gelingt die Flucht, und Baretto will sich in dem Moment mittels einer Handgranate wehren, als ihn die Zeitmaschine wegtransportiert. Die Explosion tötet deshalb nicht die angreifenden Ritter, sondern zerstört des Kontrollzentrum in Arizona. Nun sitzen die Historiker bis zur Reparatur fest, werden gejagt und müssen den Professor finden. Dafür haben sie genau 37 Stunden Zeit, denn danach ist die Batterie des kleinen Senders, mit dem sie die Maschine rufen können, leer.
Wer bis hierher gekommen ist, hat 40% des Romans hinter sich und darf sich nun auf Action und Spannung pur freuen. Und diesen Genuss will ich auf keinen Fall durch eine Nacherzählung verderben.
Persönlicher Kommentar
Wer, so wie ich, das Mittelalter mag und immer schon davon geträumt hat, Zeitreisen zu unternehmen, ist bei Crichton genau an der richtigen Adresse. Solides historisches Wissen, gepaart mit einem dezenten Schuss Science Fiction, verpackt in viel Spannung – so sieht gute Unterhaltung aus. Man legt das Buch ungern aus der Hand, fühlt sich fast gezwungen, so viel wie möglich auf einmal zu lesen.
Der einzige Schwachpunkt liegt meines Erachtens in der Darstellung der Rolle, die ITC spielt. Natürlich muss eine Firma Profit machen, und das will ihr Besitzer Robert Doniger auch. Nur wie? Der Präsident von ITC glaubt daran, dass die Menschen des 21. Jahrhunderts nicht mehr mit dem Entertainment des 20. abgespeist werden wollen, sondern dass sie nach Authentizität verlangen werden. Und die will er in perfekt restaurierten „Archäologieparks“ bieten. Um diese Perfektion zu erreichen, muss man allerdings das Original gesehen haben. Und so schließt sich der Kreis zur Zeitreisemaschine. Ein wenig dürftig, wie ich meine.
Anmerkungen von Silke Burmeister
Ich habe dieses Buch mittlerweile 2 mal gelesen und der Fehler in dieser Darstellung, liegt darin, dass Robert Doniger nicht allein daran arbeitet, möglichst authentische „Archäologieparks“ zu eröffnen, sondern Wirschaftsbossen und Politikern gegen entsprechende Bezahlung die Gelegenheit geben möchte, die Gegenwart und die Zukunft zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Den Assistenten des Professors erzählt er anfangs nur deshalb, dass eine derartige Beeinflussung nicht möglich sei, damit sie gerade nicht hinter seinen wirklichen Plan kommen.
Ausschnitt aus Donigers Konferenz zur Neugewinnung von Gesellschaftern:
Doniger: Der zweite Grund ist wichtiger. Unter dem Deckmantel des Tourismus erschaffen wir im Endeffekt einen neuen intellektuellen Markennamen. Solche Markennamen gibt es jetzt schon, für Software zum Beispiel. Aber noch keinen für Geschichte. Und doch ist die Geschichte das mächtigste intellektuelle Werkzeug, das die Gesellschaft besitzt. Eins sollte uns klar sein: Die Geschichte ist keine leidenschaftslose Aufzeichnung toter Ereignisse. Noch ist sie ein Spielplatz, auf dem Wissenschaftlern ihren trivialen Disputen frönen können.
Der Zweck der Geschichte ist die Erklärung der Gegenwart – die Geschichte sagt uns, warum die Welt um uns herum so ist, wie sie ist. Sie sagt uns, was wichtig ist in unserer Welt, und wie es dazu kam. Sie sagt uns, warum die Dinge, die wir schätzen, die Dinge sind, die wir schätzen sollten. Und sie sagt uns, was wir ignorieren oder aufgeben sollten. Das ist wahre Macht – tiefgreifende Macht. Die Macht eine ganze Gesellschaft zu gestalten.
Die Zukunft liegt in der Vergangenheit – und bei dem, der die Vergangenheit kontrolliert. Eine solche Kontrolle war noch nie zuvor möglich. Jetzt ist sie es. Wir bei ITC wollen unseren Kunden helfen, die Welt zu gestalten, in der wir alle leben und arbeiten und konsumieren, Und dafür, so glaube ich, werden wir Ihre ganze und rückhaltlose Unterstützung bekommen.
Donigers Konferenz hat insofern Folgen für ihn selbst, dass die „Rückkehrer“ ihn betäuben und in das Pestjahr auf Castelgard verfrachten, wo er an der Pest erkrankt. Er scheitert hier an seinem eigenen System, indem er die vermeintlichen Verräter seines Geheimnisses mit falsch gebrannten Keramikmarkern für die Rückkehr ausstattet und sie in „Zeiten“ und „Umgebungen“ schickt, wie z.B. in die Bucht von Neapel am 23. August des Jahres 79 nach Christus um 7 Uhr morgens, kurz vor dem fatalen Ausbruch des Vesuv. Doniger trägt zwar zur Sicherheit noch einen selbst gebrannten Navigationsmarker bei sich, aber an den kommt er nicht mehr rechtzeitig heran, da dieser Chip sich im Versteck der Schuhsohle verkeilt hat und er ihn ohne Werkzeug nicht mehr herausbekommt.
Donigers „Ende“ ist meiner Meinung nach sehr vielversprechend, da der Handlungsstrang in diesem Kapitel des Buches kurz nach Donigers erster Hustenattacke unterbrochen wird. Also bleibt hier weiterhin offen ob Doniger es nicht doch noch schafft, an seinen Navigationsmarker zu kommen um im letzten Augenblick mit dem tödlichen Pest-Bakterium im Blut zurückzukehren und alle zu infizieren, oder ob er nun doch in Castelgard bleibt und stirbt.
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